Woche 66


Tag 454 - Albany                               08.05.2017

Am Morgen sah ich Evert noch einmal kurz, bevor er zur Farm aufbrach, dann war ich wieder alleine.

Die Queen war schnell bepackt und der Wohnwagen on Evert wieder in seinen Urzustand versetzt. Dann ging es los.

Schon beim Zusammenpacken bemerkte ich, dass der Wind heute ein wenig zugelegt hatte. Später bei 110 km /h auf der baumlosen, ungeschützten Landstraße blies es mich beinahe von der Queen.

Auch war es so laut unterm Helm, dass ich anfing, Ohrenschmerzen zu bekommen. Zum Glück kamen immer einmal wieder auch ein paar ruhigere Kilometer. Allerdings war die 500 km Strecke so insgesamt sehr anstrengend und nervtötend.

Mit Kopfschmerzen kam ich gegen halb 3 Uhr nachmittags dann in Albany an und gönnte mir 5 Dollar Tabasco-Chicken-Lunch bei KFC, mhhh...

Doug und seine Frau hatte ich in Iron Knob auf dem Weg nach Esperance kennen gelernt. Sie hatten mich heute zu sich nach Hause eingeladen, perfekt! Gemeinsam verbrachten wir einen netten Abend. Morgen wollte ich mir dann die Umgebung anschauen.

Tag 455 - Stefan                                09.05.2017

Stefan war ein anderer Weltreisender aus Deutschland, welcher mich gestern angeschrieben hatte, da er mich zufällig in der Stadt sah.

Nach dem Frühstück trafen wir uns in Albany und unterhielten uns lange. Er war über die Türkei-Russland-Mongolei-Malaysia-Route nach Australien gekommen und hatte so natürlich viel zu erzählen. Seine 1190 KTM hatte ihn nie im Stich gelassen, sehr gut!

Er musste in einer Woche wieder in Perth sein. Von dort würde er wieder nach DE fliegen, sort arbeiten und im australischen Sommer wieder zurückkommen.

Mein Plan für heute war es, die Frenchmans Bay nahe Albany anzuschauen. Es gab eine Granitbrücke, Blowholes und eine alte Walfangstation. Tatsächlich die größte in Australien. Heute konnte man von dort aus auf "whale-spotting"-Touren gehen. Wir ließen uns Zeit und verabschiedeten uns nach einem lunch bei KFC.

Super netter Typ, der ziemlich nahe auf meine Wellenlänge reiste.

Auch ihn hatte niemand gesponsert.

Tag 456 - Regen                                 10.05.2017

Am späten Morgen verabschiedete ich mich von Doug. Son, seine Frau, war leider schon arbeiten gegangen.

Beim Einkaufen bei Woolis traf ich zufällig noch 2 andere Weltreisende. Ein Deutscher mit seiner italienischen Freundin.

Er bereiste die Welt mit seiner Yamaha Tenere schon seit Ewigkeiten. Seine Freundin fuhr eine umgemodelte BMW F650, auf welcher ich sozusagen Motorradfahren gelernt hatte.

Lange unterhielten wie uns, bevor ich mich wieder davonmachte.

In Albany wollte ich mir noch das ANZAC-Museum anschauen. Die australische Flotte für den 1. Weltkrieg zur Unterstützung der Alliierten war von Albany aus gestartet.

Kurz nach meiner Ankunft auf Mount Adelaide fing es allerdings an zu regnen. Also fuhr ich baldig weiter.

Nass kam ich dann auf dem wunderschönen Campingplatz direkt am Strand an und baute einmal wieder auf.

Abends traf ich noch einige Backpacker, doch da die Sonne hier bereits gegen 17.30 Uhr verschwunden war, ging es bald ins Bett. Es sollte die ganze Nacht regnen...

Tag 457 - Eingeladen                         11.05.2017

Es regnete und regnete und regnete...

Zumindest hielt das Zelt stand und ich langweilte mich bis es gegen 9.30 Uhr so langsam nachließ und ich mit dem Zusammenpacken beginnen konnte.

Vom Campingplatz ging es weiter westwärts zum "Valley of the Grants". Überall wurde dieser Wald mit seinen gigantischen Bäumen angepriesen. 21 Dollar für einen 5 Minuten Tree-Top-Walk waren mir dann allerdings doch zu viel und ich machte nur den kostenlosen Rundweg am Fuße der Bäume. Allgemein fand ich diese Attraktion allerdings etwas überbewertet.

Weiter ging es auf schönen Straßen durch Wiesen und Wälder bis nach Northcliff und von dort weiter nach Pemberton.

Am Gloucester Tree führten eingeschlagene Stahlstangen in deiner Wendeltreppe ungesichert hinauf bis auf luftige 53 Meter. Für australische Verhältnisse gab es wenig Sicherheitsvorkehrungen. Nur 6 Dollar kostete der Eintritt und war jeden Cent wert.

Dort traf ich auch 2 andere Biker. Ein Aussie und ein Kiwi. Sie luden mich spontan in ein Motel und sogar auf Bier und Abendessen ein. Genial!

Tag 458 - PERTH                                12.05.2017

Am Morgen luden die Beiden mich noch auf ein tolles Frühstück ein, bevor wir uns verabschiedeten. Ich hatte königlich geschlafen in dem riesigen bequemen King Size Bett. Einfach toll die Jungs. Ich hoffte, all das Gute, was mir auf meinem Weg so geschah, auch eines Tages in irgendeiner Form zurückgeben zu können!

Von Pemberton ging es quer durch den kalten Wald bis nach Augusta. Ein wenig weiter war das hochgelobte Cape Leeuwin und der Leuchtturm dort. Schön war das schon, doch auch nicht außergewöhnlich. 8 Dollar, nur um das Gelände betreten zu dürfen, war dann auch schwer übertrieben. Folgte man dem Zaun ein wenig, kam man über die "gefährlichen Klippen" auch ohne zu bezahlen aufs Gelände, zu einfach.

Ich fror ziemlich auf dem Weg nach Margret River, schaute mir dort die Strände an und fuhr dann weiter über die A 1 Richtung Perth.

Die vielen kleinen Orte und Städte mit den Marinas auf dem Weg waren sehr schön anzuschauen, wenngleich die vielen Ampeln und der zunehmende Vekehr etwas nervten.

Erst auf diesen letzten Kilometern nach Perth realisierte ich so langsam, dass dies tatsächlich die wenigen letzten Kilometer einer fantastischen Reise sein sollten.

1 1/2 Jahre war ich nun beinahe unterwegs, das Reisen war zu Routine und Alltag geworden.

Mit gemischten Gefühlen erreichte ich so das Billabong Hostel in Perth....

Tag 459 - Die Queen I                       13.05.2017

Heute wollte ich einen kleinen Ausflug durch die Stadt machen und später vielleicht beim Hafen vorbei, um vielleicht einige Unternehmen für die Verschiffung aufzuspüren.

Als ich den Schlüssel in der Queen drehte geschah jedoch nichts. Nichts leuchtete auf, nicht einmal der Tripmaster. Doch Strom war da, die Griffheizung und 12-Volt-Steckdose funktionierten.

Erst einmal google fragen. Einige hatten wohl ein Problem mit dem Zündschloss gehabt. Von einer Werkstatt besorgte ich mir also Kontaktreiniger, baute das Zündschloss aus und reinigte es komplett, doch keine Veränderung.

Mit dem Multimeter fand ich das Kabel, kommend von der Batterie, heraus und versuchte, dieses dann mit einer der 5 verbleibenden Kabel am Zündschloss zu verbinden und dieses somit zu überbrücken. Jedoch erfolglos, das Problem musste also an anderer Stelle zu finden sein. Also erst einmal alle Sicherungen überprüfen. Um die Hauptsicherung auf der linken Seite zu checken  musste der Koffer ab und auch der Kofferträger. Großer Aufwand, aber es half ja nichts. 

Die Sicherung war ok, aber der Stecker davor vollkommen verschmort und dort sollte dann auch das Problem liegen. Messer und Kontaktreiniger im Wechsel und schwupps sprang die Queen wieder an. Trotzdem musste es ja einen Grund für den verschmorten Stecker geben.

17 Volt Spannung waren laut Multimesser nun auf dem System, eindeutig zu viel. In Indien waren es noch 14,7 Volt gewesen und auch das war schon zu viel.

Egal, ich musste ja nur noch ein wenig in Perth auf und ab fahren. Um dieses Problem musste ich mich dann wohl zuhause kümmern.

Nachdem alles wieder zusammengebaut war, war es schon zu spät und ich fuhr nicht mehr los.

Tag 460 - Die Queen II                      14.05.2017

Heute war ich mit Nico in Freemantle verabredet. Also schwang ich mich auf die Queen und ab dafür. 

Sie sprang an wie ein junger Gott um ca. 10 km später stotternd und mit lauten Fehlzündungen wieder auszugehen.

Da stand ich also am Straßenrand und angehen wollte sie auch nicht mehr, Batterie tot...

Nach nicht all zu langer Zeit half mir jemand zu überbrücken und sofort sprang sie wieder an. Dass die Batterie hinüber sein sollte glaubte ich allerdings nicht. Auch Nico kam auf seiner 100 ccm 2-Takter und zusammen wollten wir weiter. 

Nach ca. 400 Metern hatte sich die Queen allerdings wieder umentschieden. 

wir bauten sie auseinander, schauten, isolierten und überlegten.

Wieder überbrücken, wieder sprang sie toll an. Einmal die Straße hoch und wieder hinunter, wieder tot.

Anschieben an, 100 m tot. Immer beim hochdrehen hustete sie und starb dann, auch nur das Licht während laufendem Motor anzumachen war ihr zu viel. Die Batterie schien nicht zu laden.

Ich dachte an Lichtmaschine, CDI und Laderegler, verschmort durch Überspannung. Ein letztes Mal versuchten wir es, doch wieder strandete ich auf einer Verkehrsinsel.

Ein Honda-Händler hatte mir Hilfe für die Verschiffung angeboten, wenn ich es irgendwie auf sein 10 km entferntes Gelände schaffen würde, könnte er mir morgen bestimmt helfen und die Queen wäre dort halbwegs sicher.

Nach ca. 2 Stunden hielt jemand mit seinem Toyota Landcruiser und beschloss, uns zu helfen. Toller Typ!

Leider war die Ladefläche ziemlich hoch, zu Dritt konnten wir die 200 kg Queen auf keinen Fall hochheben. 

Mit Abfall von Woolworths bauten wir eine Rampe, parkten den Toyota an einer steilen Abfahrt und mit ein wenig Kraftaufwand war sie oben.

Beim Honda-Händler wieder abgeladen und das Abenteuer war beendet. Gerade mal 6 Stunden hatte es angedauert.

Mit dem Zug zurück nach Perth und dort traf ich die 2 Biker aus Pemberton noch einmal, sehr interessanter Tag! 

Witzig, dass die Queen über 30.000 km ohne zu mucken durchgehalten hatte und auf den letzten Kilometern in der finalen Stadt das Handtuch warf.

Aber das durfte sie auch, ich nahm es ihr keineswegs übel. Es hätte keinen besseren Ort gegeben als hier im letzten Ort 

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