Woche 12


Gefahrene KM in Woche 12: 896 KM

Tag 78 - Esfahan                               25.04.2016

Noch schnell zu Mamalis Werkstatt bevor ich endlich losfahren konnte. Wie ich das vermisst hatte, der Geruch, die Geschwindigkeit, der Wind, die Natur. Endlich mal wieder fahren.

Über Qom ging es Richtung Esfahan. Teilweise führte die Autobahn bis hoch auf über 2000m, wo es zum Glück zur Abwechslung mal etwas kühler wurde. Ich hatte zwar das Gore-Tex-Inlet aus Jacke und Hose herausgenommen, es war aber trotzdem zeitweise ziemlich heiß. Daran würde ich mich wohl in Zukunft gewöhnen müssen. Die Straße war in gutem Zustand und ich erreichte Esfahan mit Pause nach ca. 5 Stunden.

Über Couchsurfing hatte ich Esfandiar gefunden, welcher mir für die nächsten Tage Gastgeber und Tourguide sein wollte. Als ich ihn traf war sofort klar, super Typ, unglaublich nette Familie. Seine Mutter bereitete ein leckeres Essen zu und wir unterhielten uns viel. Esfandiar lernte seit 6 Monaten Deutsch und strengte sich dabei schwer an, da er in Deutschland studieren wollte.

Schon meine erste Fahrt zu Esfandiar durch Esfahan versetzte mich ins Staunen. Wunderschöne Stadt mit sehr viel Grün. Ich freute mich auf die nächsten Tage.

Tag 79 - City-Tour                             26.04.2016

Am Morgen zauberte Esfandiars Mutter ein wunderbares Frühstück und wir starteten gut vorbereitet in den Tag. Esfandiar musste erst arbeiten und anschließend ins Deutsche Institut Esfahan, so hatte ich erst einmal Zeit die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Es gab eine unglaublich schöne Brücke über den "Zayandeh Rod" und ich verbrachte iel Zeit in den angrenzenden Parks. Nach dem Fluss ging es zum Maidan Imam, leider war die große Moschee gerade geschlossen, doch auch sonst ein sehr imposanter Platz, der viel der iranischen Architekturkunst zeigte.

Gegen 18 Uhr traf ich Esfandiar vor dem Deutschen Institut wieder und lernte so auch gleich seine Klassenkameraden plus Lehrerin kennen. Gemeinsam ging es in ein Café. Es wurde viel geredet und gelacht. Anschließend besuchten wir erst eine Shisha-Bar, bevor es in ein gutes Restaurant für kleines Geld ging. Mein bester Kebab im Iran bisher.

Ein langer Tag mit vielen Eindrücken und wieder gibt es kaum etwas zu lesen.

Tag 80 - Imam Emam                      27.04.2016

Gegen 9 Uhr fuhren wir in die Stadt, Esfandiar musste arbeiten. Eigentlich wollte mir eine Klassenkameradin von ihm die Stadt zeigen, doch sie musste leider spontan absagen. So war ich wieder auf mich allein gestellt und arbeitet einen Plan aus.

Esfandiar ließ mich am Fluss aus dem Auto und ich schlenderte eine Weile an ihm entlang. Am Vortag hatte ich die größte der 3 historischen Brücken gesehen, heute besuchte ich die beiden anderen, nicht weniger schönen Brücken.

Wieder ging ich zum Imam Emam, dem großen Platz in der Mitte der Stadt. gestern war die Moschee wegen eines Gebets geschlossen gewesen, doch heute war sie offen und sehr schön anzusehen. Die Kuppel wurde gerade aufwändig restauriert, was ich durch den Reiseführer einer deutschsprachigen Gruppe erfuhr, welcher ich ein wenig folgte.

Am gleichen Platz besuchte ich später noch den "Ali Qapu"-Palast, welcher durch seine vielen Stufen und das schöne Obergeschoss Eindruck hinterließ. Etwa 400.000 Rial galt es für diese beiden Sehenswürdigkeiten zu bezahlen. Mehr als 13€ hatte ich zuvor noch nicht für Sehenswürdigkeiten ausgegeben und das fand ich, speziell für den Iran auch schwer übertrieben. Als würde man die wenigen Touristen die kamen gleich wieder mit horrenden Preisen abschrecken wollen. Tatsächlich sah ich diesmal sogar ein paar Touristen, ich war also zur Abwechslung mal nicht ganz allein.

Im Nahe gelegenen Park aß ich und verbrachte den Mittag im Halbschlaf unter einem der vielen, schatten spendenden Bäume. Ich fand es sehr beneidenswert wie viel Mühe die Iraner in All ihre Parks steckten. Einfach toll, dort ein paar Stunden zu entspannen.

Am Abend kochte Esfandiars Mutter ein typisch iranisches Essen, "Sabsie", echt lecker!

Wieder ein rundum schöner Tag in Esfahan, schade, dass es morgen schon wider zurück nach Teheran gehen sollte.

Tag 81 - Hamid                                   28.04.2016

Relativ früh verabschiedete ich mich sehr herzlich von Esfandiar und seiner Mutter. Ich wollte am Nachmittag wieder in Teheran sein.

Bei Hamid, einem Freund Alis sollte ich noch ein paar Motorrad-Prospekte abgeben. Nur eine kleine Gegenleistung für seine unglaubliche Gastfreundschaft.

Bei Hamid angekommen wurde ich gefragt, ob ich Lust hätte mit ihm nach Kashan zu kommen. Ich rief Ali an und der meinte nur "mach doch". Also ging es erst Hamids Motorrad, eine Honda CBR Fireblade "Repsol" abholen, anschließend auf die örtliche Rennstrecke und dann zu Hamid nach Hause. Von dort ging es in den frühen Abendstunden nach Kashan, einem schönen Ort ca. 150 Km von Esfahan, auf dem Weg nach Teheran. Gut für mich, wenn ich am nächsten Tag weiter nach Teheran wollte.

Auch Hamids Gastfreundlichkeit kannte keine Grenzen, so durfte ich noch nicht einmal meine eigene Tankfüllung bezahlen.

Vor Kashan trafen wir einen Freund Hamids, bei dem wir den Abend verbrachten. Mittlerweile waren wir zu sechst und immer mehr Motorradfahrer stießen im Laufe des Grillabends bei Hamids Freund zu uns. Große Maschinen waren im Iran offiziell verboten und so hatte niemand ein Nummernschild. Nur an Freitagen (iranischen Sonntagen) duldeten die iranischen Behörden große Maschinen auf der Straße.

Unglaublich viele neue Leute lernte ich heute kennen, allesamt sehr freundlich und zum Spaßen aufgelegt.

Tag 82 - Motorrad-Tour                 29.04.2016

Gegen 8 Uhr ging es los, der Tag wollte schließlich genutzt werden. Die Iraner durften nur an diesem einen Tag der Woche offiziell ihre geliebten Motorräder ausführen.

Ein schnelles Frühstück und los ging es. Erst zum kleinen Racetrack von Kashan, dort trafen wir auf noch mehr Biker und dann ging es zu einem kleinen, sehr schönen Ort Namens Niasar. Dort gab es Lunch in großer Runde. Ein tolles Gefühl mit so vielen Leuten unterwegs zu sein. Doch mit meiner großen, schweren Queen bildete ich unter all den Sport-Bikes natürlich das Schlusslicht, zumindest was Beschleunigung und Geschwindigkeit anging. Egal. 

Von Niasar ging es noch in einen kleinen Nachbarort zu einer Art Sommerhaus, in welchem ausgeruht, gegessen, gelacht, Karten gespielt und natürlich die Wasserpfeife am qualmen gehalten wurde.

Erst spät, gegen 15 Uhr kam ich so wieder auf den Rückweg nach Teheran.

Ich fuhr ein wenig schneller als sonst (ca. 110 Km/h) und erreichte Teheran gegen 17:30 Uhr. Wieder kämpfte ich mich durch den Stadtverkehr und war froh, Ali wieder zu treffen. Er empfing mich sehr herzlich und brachte mich wieder zu ihm nach Hause.

Website und Tagebuch waren in den letzten Tagen natürlich ein wenig kurz gekommen, Bei ali fand ich Zeit ein wenig zu schreiben.

Auch mein Magen beklagte sich langsam über Hühnchen und Reis im Dauerwechsel, gepaart mit Stress. Ich hoffte er würde sich vor dem Flug am 3.5. wieder etwas beruhigen.

Tag 83 - Die Palette                         30.04.2016

Um 7 Uhr standen wir auf, um so viel wie möglich an diesem Tag zu erreichen. Erst ging es zu Mamalis-Werkstatt, dort wartete die große Holz-Palette für mein treues Mädchen, Wow!

Der Mann, welcher für meinen Transport zuständig war hieß Herr Djalili. Auf mich wirkte er prinzipiell professionell und hatte wohl oft mit Luft-Cargo zu tun. Später sollte ich allerdings herausfinden, dass er beim Thema Motorrad-Cargo noch ein wenig dazulernen musste, jedoch hatte er überall recht gute Kontakte.

Die Frontverkleidung der Queen wurde abgenommen, wir bauten einige Plastikteile ab und entnahmen schließlich dem Vorderreifen, um ein geringeres Volumen zu erzielen. Mit Holz und alten reifen wurde die Queen in der Kiste fixiert und ich füllte die Hohlräume mit meinem Gepäck und Styropor auf. Anschließend wurde die Kiste vernagelt und musste jetzt nur noch auf die Ladefläche des kleinen Transporters.

Ein tolles Gefühl die Kiste mit ihren später gewogenen 400Kg mit vereinten Kräften von Hand auf den Transporter zu hieven.

Quer durch die Stadt ging es nun zu einem Zollamt, nach 2 Stunden dort war klar, wir waren an der falschen Adresse für diese Art von Fracht. Es ging zu einem anderen Zollamt, witziger Weise dem gleichen, bei welchem wir auch schon wegen meiner Carnet-Verlängerung gewesen waren.

Der Behördenmarathon startete auf ein Neues, in gewaltigerem und unbeschreiblicherem Ausmaß denn je zuvor.

Gegen 16 Uhr verließen wir das Zollamt, jedoch ohne Papiere und lediglich mit einem Brief der uns am nächsten Tag zum Flughafen führen sollte. Dort, quasi direkt vor Ort sollten wir genaueres in Erfahrung bringen.

Abends waren wir noch bei verschiedenen Freunden Alis und ich bekam sogar ein paar Turnschuhe geschenkt. Sehr gut, da diese wesentlich kühler als meine Stiefel und doch besser als meine Slipper für Alroundsituationen geeignet waren.

Müde ging ich ins Bett, hoffentlich konnten wir morgen alles klären und ich würde endlich meine Frachtpapieren in den Händen halten können...

Tag 84 - Der Zoll                                01.05.2016

 

Wieder ging es um 7 Uhr los. Das Ziel, der Imam Khomeini Flughafen. Dort angekommen startete mein bisher längster Behördengang. Nach einigen Stunden verstand ich nicht mehr was vor sich ging.

Beamter A, schickt zu B in Gebäude F (1 Km zu Fuß) und wieder zurück, es geht zu C, der will erst mal 200.000Rial, damit er seine Unterschrift heute noch aushändigt und keine Pause bis Feierabend einlegt usw...

Das gesamte Prozedere wiederholte sich bis sich die Unterschriften seitenweise anhäuften. Nach 4 Stunden waren wir am Flughafen soweit fertig und es ging wider zum Zollamt in der Stadt. Dort sollte ich den Ausfuhrstempel für mein Carnet bekommen.

Wider Beamter A,B,C,D,E, Kopien und "Unterstützungs-Gelder". Am Ende knallte mir ein Beamter 2 Stempel in mein Carnet. Natürlich and die falsche Stelle. Kurze Zeit konnte selbst ich mich dann nicht mehr beherrschen. Nun musste ich den Zoll-Beamten auch noch ihren Job erklären, das ging zu weit. Zwar bekam ich Entschuldigungen von höchster Stelle, trotzdem war ich wütend. Schließlich waren 3000€ für das Carnet hinterlegt worden und ich wollte sie nicht verlieren nur weil man hier keine Ahnung hatte was man tat.

Kurze Zeit später waren wir fertig. Am nächsten Tag würden wir noch einmal zum Flughafen müssen. Meine Papiere würde ich dort dann hoffentlich auch endlich bekommen.

Mit einem anderen, sehr netten Mamali ging es anschließen zum großen Bazaar. Ich brauchte noch eine billige Tasche und einige Kleinigkeiten. Eine Große Reisetasche gab es für 250.000 Rial (ca. 6€), dabei spielte es keine Rolle ob Addidas, Puma oder Reebok.

Mamali hatte mir einige Tage zuvor schon 2 neue Zusatzscheiben für die Queen gelasert. Heute spielten wir noch ein wenig mit dem Laser und es entstanden ein paar tolle Dinge wie ich finde. Auch druckte ich meine erste kleine Werbung aus, diese wollte ich auf die Alukoffer kleben. Natürlich nicht wirklich professionell, doch besser als nichts und wir hatten gerade einmal 15 Minuten damit verbracht.

Spät abends ging es wieder zu Ali, morgen sollte es wieder früh losgehen.

Unser Pferd in Deutschland feierte im Übrigen heute seinen 33. Geburtstag, Glückwunsch Jaguar!

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