Woche 5


Gefahrene KM in Woche 5 : 298KM

Tag 29 - Metall geküsst!              07.03.2016

Das Wetter war gut und ich brach relativ erholt gegen 10 Uhr zum Frühstück bei Lidl auf.

Zuvor hatte ich schon die grüne Versicherungskarte und Pass für den Grenzübertritt herausgesucht. Dabei vielen mir zwei Dinge auf. Erstens galt meine Versicherung nur für den europäischen Teil der Türkei, sprich für 3% des Landes, genauer bis nach Istanbul. Und zweitens hatte mir jemand meinen Notgroschen, bestehend aus nicht gerade wenigen 5$-Noten abgenommen, Verdammt! Da diese eigentlich im Rucksack  gut versteckt waren hatte sich jemand viel Zeit gelassen meine Sachen zu durchsuchen. Das Couvert war noch da, nur der Inhalt fehlte. Da ich die letzten 4 Wochen nicht nach den Dollars geschaut hatte konnte ich natürlich keinerlei Einschränkung bezüglich eines bestimmten Hostels oder ähnliches machen.

Als ich Alexandroupolis gerade verlassen wollte krachte es und ich küsste Metall, unfreiwillig. Ich sah noch das er in die falsche Richtung schaute, bremste, hupte, doch es war zu spät.

Einem Schrei, den ich erst später mir selbst zuordnete folgte ein starker Schmerz im rechten Knöchel. Der Aufprall stieß mich auf die andere Straßenseite, wo ich noch einen Roller streifte bevor ich anhalten konnte. Unglaublich aber die Queen hatte mich nicht abgeschüttelt.

Schon beim Absteigen sah ich einen meiner Koffer und dessen Inhalt verstreut über die Straße liegen. Gleichzeitig war mir beim Auftreten mit dem rechten Fuß klar, dass dieser nicht gebrochen war. Polizei und Rettungswagen waren innerhalb weniger Minuten vor Ort und so kam ich erst einmal ins Krankenhaus.

Glücklicherweise traf ich dort eine deutsche Ärztin, weshalb ich keinerlei Verständigungsschwierigkeiten hatte. Das anschließende Röntgenbild bestätigte meinen Verdacht, nicht gebrochen, puh! Ich war in diesem Augenblick unglaublich froh mich für den stabileren Stiefel entschieden zu haben. Der Fahrer des Autos, welches mich gerammt hatte war auch da, gab gleich zu, dass er Schuld hatte und gab sein bestes mir zu helfen. Dafür war ich ihm sehr dankbar.

Zurück am Unfallort checkte die Polizei noch einmal alle Papiere, bevor sie das Unfallprotokoll aushändigte und sich davon machte. Ein Freund des Unfallverursachers, er selbst und ich blieben zurück. Das Auto sah schlimm aus, mein Koffer auch, zum Glück war weder ich noch die Queen im größeren Ausmaß beschädigt. Schrammen, Dellen, Blutergüsse, mehr nicht. Das Versicherungsprozedere zog sich ewig und ich war wieder einmal sehr froh über meine Mitgliedschaft im ADAC, welcher sich kümmerte, mit Werkstatt und Versicherung sprach und mir sogar ein Hotel organisierte. Circa 3 Tage würden die Mechaniker brauchen um Teile zu bestellen und die Queen wieder zu altem Glanz zu verhelfen. Auch der Koffer sollte von einem Fachkundigen repariert werden.

Die beiden jungen Griechen waren die ganze Zeit bemüht mir nach Kräften zu helfen, zu übersetzten und obwohl sein Auto schlimm dastand wurde ich zuerst versorgt. Darüber war ich unglaublich dankbar, er hätte mir ja auch die Nummer meiner Versicherung geben können und mich dann meines eigenen Glückes überlassen können. Aber nein, obwohl er Schuld war stand ich im Mittelpunkt und wurde von A nach B gefahren und fühlte mich gut aufgehoben. Im Endeffekt war ich ganz froh, dass ausgerechnet er in mich gefahren war...

Was ein Tag, todmüde sank ich ins Hotelbett...

Tag 30 - Warten...                            08.03.2016

Der heutige Tag verging langsam, trotzdem machte ich kaum etwas als meine Seite auf den aktuellsten Stand zu bringen.

Ich danke vielmals für all die netten Kommentare und die große Anteilnahme an meinem Unfall. Ihr seit ganz große Klasse! Danke!

Ist echt ein tolles Gefühl, wenn man weiß, da sind Leute, die in Gedanken bei einem sind! :)

Tag 31 - Sie ist zurück!                   09.03.2016

Wieder machte ich über den Tag eigentlich wenig. Morgens kaufte ich eine Schmerz-Salbe, da ich leider eine falsche Salbe mit hatte. Mein deutscher Arzt hatte sie mir als Schmerz-Salbe verschrieben, sie war jedoch mit Kortison also gegen Hautinfektionen. Komisch.

Am Abend fuhr ich mit Dimitris, dem Unfallverursacher und seinem Freund zur Werkstatt, den Zustand meiner Queen zu beäugen.

WAHNSINN! In nur 2 Tagen hatten sie mein Mädel wieder hinbekommen. Neue Soziusfußraste, Fahrer-Fußraste, Seitenverkleidung, Kofferträger und Sturzbügel neu lackiert, den Koffer gerichtet und angepasst, super!

Hände wurden geschüttelt, ich fuhr zurück zum Hotel, ging noch schnell Souflaki und Zaziki essen und ging dann glücklich ins Bett.

Morgen sollte es weitergehen, hoffentlich mit weniger Unfällen in nächster Zeit, jedoch war ich auch sehr gespannt wie sich die Visa-Frage in Istanbul entwickeln würde.

Dem Fuß ging es nach intensiver Salbenbehandlung auch wieder besser.

Tag 32 - Auf nach Istanbul            10.03.2016

Früh morgens stand ich auf, duschte und aß Frühstück. Lieber fuhr ich früher los, als mich noch länger zu langweilen.

Gegen 10 Uhr war die Queen bepackt und es ging im Nieselregen los. Zum ersten Mal startete ich schon mit Regen, wenigstens konnte dieser dann auf der Fahrt nicht unerwartet über mich hereinbrechen.

Schon bald kam ich an die türkische Grenze und passierte diese ohne Probleme. Verlangt wurden Pass, Fahrzeugpapiere und die grüne Versicherungskarte.

Eigentlich hatte ich erwartet in der Türkei günstig tanken zu können, doch über 4,20 Türkische Lira ( 1,33€ ) waren dann doch sehr teuer. Naja, konnte ich nun auch nichts ändern. Trotzdem ging es dann relativ flott die sehr windige Küste entlang. Erinnerte mich ein wenig an den ersten Tag meiner Reise, da in Deutschland auch Orkanböen nach mir gewettert hatten. Die Straßen waren überwiegend in gutem Zustand. Nach einiger Zeit erreichte ich die Metropole. Riesig, scheinbar bis zum Horizont ragte die Stadt vor mir auf, laut Navi noch über 20 KM bis zum Hostel. Na das konnte ja etwas werden. 13 Millionen Einwohner hat die zweitgrößte Stadt der Türkei. Doch der Verkehr hielt sich in Grenzen und ich kam relativ gut voran obwohl ich mich nicht einmal zwischen den Autos hindurchschlängelte.  Kurz vor 16 Uhr erreichte ich das "Bahaus Hostel". Das über 40 Jahre alte Hostel gab es für 11€/Nacht, inklusive Frühstück. Ein sehr schönes Hostel, obwohl ich in einem 14 Bett Zimmer schlief. Das Hostel war relativ bekannt und so waren selbst in der Nebensaison einige Leute dort.

Für 5 Lira (1,50€) ging ich einen kleinen Kebab essen und buchte vorerst 2 Nächte im Hostel. Der einzige Nachteil für mich im Hostel, es gab keine Küche zum selbst kochen. Am Abend suchte ich mir schon einmal die Standorte der Botschaften und Konsulate für Iran, Pakistan und Indien heraus. Da die deutsche Botschaft auf dem Weg lag beschloss ich auch dort vorbeizuschauen.

Bevor ich mir die Stadt anschauen konnte musste ich Gewissheit in den Visafragen haben.

Tag 33 - Visa                                        11.03.2016

Ich stand relativ früh auf, frühstückte und schaute wie ich die Botschaften und Konsulate am besten erreichen konnte.

Die iranische Botschaft war zu Fuß gerade einmal 7 Minuten entfernt und so machte ich mich erst einmal dorthin auf. Ich erreichte sie noch vor 9 Uhr, doch sie hatte schon geöffnet, was keine Regen in Istanbul ist. Ich zig eine Nummer und kam sofort dran und man sagte mir, ich bräuchte eine Referenznummer und sollte dann wieder kommen. Also gut, schnell notiert wo ich diese im Internet bekommen konnte und dann ging es zurück zum Hostel.

Von dort machte ich mich mit dem Motorrad erst einmal zum deutschen Generalkonsulat auf. Ich kam nicht einmal in das mächtige Gebäude und wurde am Eingang auf ein online Terminvergabesystem verwiesen.

Weiter zum Konsulat Indiens. Diese meinten "kein Problem", jedoch benötigte ich neben einem Passbild auch ein Online-Formular, ein Flugticket, eine Kopie eines Bankauszugs und diverse andere Dinge.

Nach einer mittelgroßen Suchaktion fand ich dann sogar das Konsulat Pakistans , was ein kleines Haus in einer Wohngegend mit genau einer dort arbeitenden Person war. Dementsprechend lang war die Schlange vor mir. Am Ende dieser Schlange erfuhr ich jedoch lediglich, dass ich zumindest hier kein Visum bekommen würde. Weder mit einer türkischen Person, welche für mich bürgt noch mit einer schriftlichen Einladung aus Pakistan.

Nun gut, ich beschloss mich erst einmal auf die Visa für den Iran und Indien zu konzentrieren und mir später den Kopf über das Pakistan-Problem zu zerbrechen.

Als ich einen kleinen Hilferuf in Facebook stellte war die Resonanz unerwartet groß. Diese reichte von vielen guten Tipps, wie es in Teheran zu probieren allerdings bis "das wusstest du doch vorher" und "hättest,könntest,würdest". War zwar alles nicht böse gemeint,, doch brachte es mir nun auch herzlich wenig.

Falls es mit dem Pakistan-Problem akut nicht vorangehen sollte gab es natürlich noch einige kostenintensivere Optionen, wie fliegen oder verschiffen, doch jetzt wollte ich mich ja erst einmal auf die anderen Visa konzentrieren...hm.

Nachmittag und Abend verbrachte ich im Hostel und buchte dieses ebenfalls bis zum 17. März. So lange würde das Visa-Warten mindestens andauern.

Tag 34 - Princess Island                 12.03.2016

Schon früh morgens machten wir uns Richtung Princess Island auf. 2 Engländer (CJ und Josh), Kim (eine Australierin) und meine Wenigkeit. Vorerst mit der Straßenbahn und später dann mit einem Boot. Die Überfahrt von Istanbul ( Kabataş ) auf Princess Island dauerte nahezu 2,5 Stunden. Erst gegen 14 Uhr erreichten wir also die Insel. Wir erklammen einmal den höchsten Punkt und den "schönsten" Strand der Insel. Das Panorama auf Istanbul, die Stadt die sich bis zum Horizont erstreckte war toll. Der Strand war wohl irgendwie noch im Bau und sah dementsprechend aus. Meines Erachtens war die Insel einfach nicht sehenswert genug um 5 Stunden unterwegs zu sein. Überrannt von Touristen, überteuerte Restaurants und außer dem Panorama und dem Weg dorthin eigentlich nichts wirklich Tolles zu sehen. Dazu waren wir aufgrund des schönen Wetters nur im T-Shirt gestartet, im nachhinein keine besonders kluge und vorausschauende Entscheidung.

Im Hostel stellte ich mich erst einmal einige Zeit unter die heiße Dusche, unter welcher ich aufgrund eines "Regenduschkopfs" kaum noch herauskommen wollte.

Tag 35 - Galata-Tower                     13.03.2016

Nach einem herzhaften und ausgiebigen Frühstück ging es los. Wir, eine Argentinierin, eine Portugiesin und ich machten uns auf in die Stadt. Da mir 20 Lira zur Besichtigung der Stadtzisterne zu viel erschienen gingen die beiden alleine und wir trafen uns später wieder. Derweil besuchte ich die Blaue Moschee, welche man kostenfrei betreten durfte. Von außen war die Moschee ein Prachtbau mit etlichen Minaretten und auch von innen machte sie ihrem Namen alle ehre. Das Dach war in feinstem Blau und mit unendlich vielen Mosaiken verziert.

Eine halbe Stunde später trafen wir uns auf dem Platz zwischen Blauer Moschee und Hagia Sophia wieder. Das Ziel befand sich nahe des Taksim-Platzes und hieß Galata-Turm. Ein Turm, von dessen Aussichtsplattform man die gesamte Altstadt, den Asiatischen Teil und weite Teile des modernen Istanbuls überblicken kann. Der etwas längere Spaziergang dorthin war schön und wir unterhielten uns viel und lustig.

Leider 25 Lira, nur um den Aufzug des Galata-Turms benutzen zu können, das war selbst den beiden Frauen zu viel und wir blieben unten. Diese Entscheidung ließ uns am Fuße des Turms dann Teil einer türkischen Hochzeit mit unglaublich schönem Brautpaar werden. Am Taksim-Platz aßen wir im "Bambi"-Café zu Mittag, bevor uns die Portugiesin verließ um eine Bekannte zu treffen. 

Über eine andere Moschee, in welcher wir teil einer Predigt oder Messe werden durften ging es für mich und die Argentinierin dann zurück zum Hostel.

Wenige Worte für einen doch sehr schönen Tag, an welchem einzig das Wetter nicht so wirklich mitspielen wollte.

 

Am Abend erfuhren wir von einem erneuten Anschlag in Ankara mit 34 Toten und vielen Verletzten. Schöne Aussichten...

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Kommentare: 12
  • #1

    Andi (Montag, 07 März 2016 22:55)

    Wenn einer eine Reise tut...

    Aber sag mal: mußt Du Dich denn gleich über den Haufen fahren lassen, um nette Einheimische kennen zu lernen? ;-)

    Gut, dass die Knochen noch heil sind!!

    Gute Fahrt wünsch ich Dir!

    Gruß, Andi

  • #2

    PA (Dienstag, 08 März 2016 06:47)

    Na, du sammelst gerade unliebsame Erfahrungen ! Aber mit gutem Ausgang !

    Grüße aus dem Schnee von PA

  • #3

    gsx1340 (Dienstag, 08 März 2016 11:19)

    das Einzige was hätte besser laufen können
    wäre wohl gewesen, dass der Unfallverursacher sein hübsche Schwester hätte holen sollen ;)
    einzwei Wochen betütteln lassen und weiter ;)

  • #4

    gsx1340 (Dienstag, 08 März 2016 11:20)

    Was macht Dein Haxn ?

  • #5

    Florian (Dienstag, 08 März 2016 16:05)

    Gute Besserung! Zum Glück ist dir nichts passiert.. Lass dich nicht unterkriegen!

  • #6

    Yannick Nassal :) (Dienstag, 08 März 2016 16:10)

    Ohhhh mann Luis :) da haste aber nochmal Glück gehabt!(erneut) !! Pass auf dich auf eig. Wollen wir dich hier iwann auch mal in einem Stück wieder haben :) gute fahrt :) und vorallem sichere fahrt ;)

  • #7

    Opi u. Omi (Dienstag, 08 März 2016 21:08)






    gedanken sind wir immer bei dir, genau wie dein schutzengel. God bless you, we love you....


  • #8

    PA (Mittwoch, 09 März 2016 07:30)

    Hab dir die Versicherungsbestätigung für die gesamte Türkei gemailt, alles
    Gute, wirst schon noch einen dicken Fuß und Schmerzen haben !? Gute
    Besserung ! LG PA

  • #9

    k2 (Donnerstag, 10 März 2016 17:06)

    Die Kortisonsalbe macht schon Sinn. Sie ist entzündungshemmend und dient dem Abschwellen. Auf jeden Fall mitnehmen und nicht entsorgen.

  • #10

    Smarty (Donnerstag, 10 März 2016 17:13)

    Hey Luis,

    nach wie vor lese ich deine Berichte und begleite dich auf deiner Reise.
    Ich sehe, du machst das ganz gut und und gehst deinen Weg! Man(n) wächst mit den Aufgaben!
    Meine Erfahrung, dass man immer bekommt, was man benötigt, bestätigt sich beim lesen deiner Berichte!
    Weiter so! Das wird die Reise deines Lebens!
    Toi toi toi!

    LG
    Smarty (FernreiseGruppe)

  • #11

    PA (Samstag, 12 März 2016 21:35)

    Heute deine Romkarte aus Albanien bekommen, danke ! Bist schon in Türkye ?Hoffe, alles paletti !!! Gruß PA

  • #12

    Wolfgang (Donnerstag, 17 März 2016 23:12)

    Hi Luis,
    wie fährst du von Istanbul aus weiter.
    Falls du über Izmir fährst, sag mir Bescheid, dann kannst du in meiner Hütte dort übernachten. Die steht grade leer. :-)